Systemischer Lehrer

Der systemische Lehrer

Über das Buch


Der systemische Lehrer gibt im Jackentaschenformat auf 96 Seiten Anregungen, wie sich systemische Elemente in der Schule nutzen lassen. Es ist als kleine Einführung konzipiert, die typische Schulsituationen aus dem Blickwinkel des Ich-Erzählers mit möglichen Lösungsansätzen beschreibt. Dabei werden verschiedene Methoden sowie die innere Haltung eines "systemischen" Lehrers erläutert. Da die Methoden in ihrer grundsätzlichen Struktur vorgestellt werden, ist es sicherlich für Leute interessant, die mit Jugendlichen zu tun haben und sich für systemisches Handeln interessieren.
Die folgenden Beispiele sollen Ihnen einen Einblick in die einzelnen Kapitel vermitteln. 

Das systemisch-lösungsorientierte Handeln lebt sehr stark vom eigenen Erleben. Deshalb würde es mich sehr freuen, Sie zum eigenen Ausprobieren anregen könnte. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und spannende Erfahrungen!

Über das ISIS Institut Köln biete ich auch Fortbildungen und berufliche Supervision an. Schreiben Sie mir gern, wenn Sie sich dafür interessieren (Kontakt).

Der systemische Lehrer


Leseprobe

1. Einleitung


"Haben Sie Lust auf ein kleines Experiment?"


Der Einstiegscartoon deutet bereits die systemische Haltung und den typischen Beratungseinstieg an. Als systemischer Berater versuche ich herauszufinden, wie der Schüler das Problem konstruiert. Eine Besonderheit dieses Ansatzes ist vielleicht das Vertrauen darauf, das nur der Schüler weiß, wie sein Problem gelöst werden kann, und dass er die Lösungen bereits in sich trägt.

In diesem Buch stelle ich verschiedene systemische Methoden vor, diese Lösung zu entdecken. Außerdem gehe ich auf die durchaus charmanten Ansätze ein, die das Systemische bietet, um mit alltäglichen Situationen gelassener umgehen zu können.
2. Neugierige Fragehaltung und Zukunftsvision
Im zweiten Kapitel wird gezeigt, wie man mit einer neugierigen Fragehaltung das eigentliche Problem aufspürt und wie sich mit dem Schüler eine Zukunftsvision entwickeln lässt, die ihn dann magisch anzieht.
Zudem wird am Beispiel eines Schülergespräches in der kleinen Pause dargestellt, wie ich als Lehrer meine positiven Ressourcen und meine Lösungskompetenz bebehalten kann, obwohl ich von dem Problem überrascht werde.
Weitere Themen heißen: "Ich kämpfe dafür, mein Problem behalten zu dürfen", "Ich habe Prüfungsangst und kann nicht weiterlernen" und "Unglaublich, was ich alles schaffen kann!" Letzteres ist eine Übung, die die Schüler beispielsweise in der Kennenlernphase neuer
Klassengemeinschaften ausprobieren können. Außerdem: "Der Zeitdieb stiehlt das Lob der Mehrheit", "Diagnose Schulschwänzer" und "Wie durchbreche ich das "Wir machen keine Hausaufgaben"-Muster?".
3. Das innere Team - Teilearbeit
Im dritten Kapitel wird das Innere Team vorgestellt und gezeigt, wie es sich auf innere Konflikte und Entscheidungs-situationen anwenden lässt.  
Am dem Beispiel von Tim, der hin- und her gerissen ist, wie es mit seiner Ausbildung weitergehen soll wird erläutert, wie den Pro- und Contra-Argumenten eine "Stimme" verliehen werden kann.
Grundlage ist die Annahme, dass an einem inneren Konflikt mehrere Stimmen oder "Teile" der eigenen Persönlichkeit beteiligt sind, die zusammen ein inneres Team bilden...
Der Cartoon spielt auf die Geschichte von Steffen an, der nach einer "riesen Dummheit" zu seinem schärfsten Richter wird. In der Beratung entwickelt er eine Lösung, welche ihm wieder mehr Lebensfreude gestattet und den Zugriff auf seine positiven Fähigkeiten wieder stärker ermöglicht. "Der Haushaltsstreit mit dem Minister für Spaß und Vergnügen" stellt eine Variante vor, mit der Schüler sich selbst coachen können.

4. Glaubenssätze und Verstrickung


Limitationen und Erweiterungen


Glaubenssätze steuern unser Verhalten. Oft bin ich mir gar nicht unbedingt darüber im Klaren, dass mein Verhalten aus dem Hintergrund angeleitet wird. Glaubenssätze können meine Fähigkeiten erweitern oder limitieren. Überraschenderweise erfüllt der Satz, durch welchen ich mich einschränke, gleichzeitig eine wichtige Funktion, sodass ich nicht dazu bereit bin, mich ersatzlos davon zu trennen. Anhand von zwei Fällen wird dargestellt, wie sich mit diesen Glaubenssätzen arbeiten lässt, um eine Erleichterung zu erreichen.

5. Paradoxe Interventionen


Eine sehr wirksame Methode, ein System gründlich zu verwirren, sind paradoxe Interventionen. Hierfür nutze ich das Symptom, also das, was mich eigentlich "stört", und bringe es in einen neuen Zusammenhang.

Symptome nutzen oder verschreiben


Grundlage ist die Annahme, dass ich nur mein eigenes Verhalten ändern kann und dass ich keine lineare Kontrolle über das Verhalten anderer Menschen habe. Sobald ich jedoch mein eigenes Verhalten ändere, müssen sich auch alle anderen Teilnehmer des Systems neu ausrichten.
Durch die paradoxe Intervention erreiche ich eine gründliche Musterverwirrung. Dadurch gewinne ich zusätzliche Energie, weil ich aus der Hilflosigkeit heraustrete und neue Möglichkeiten schaffe.
Andere Themen heißen: "Ich mache absichtlich nicht das, was Lehrer von mir wollen", "Kommen Sie doch morgen bitte auch wieder genau 26 Minuten zu spät!","Ben isst eine Banane im Unterricht - quer" und "Finden Sie bitte den heutigen Auftrag für mich!" In der letzt genannten Geschichte sind Glaubenssätze und die innere Haltung berührt, wie ich als Lehrer mit Druck umgehen kann.
6. Konflikte lösen - Dramadreieck und Verstrickung
Das Dramadreieck trifft die Annahme, dass es in Konflikten häufig drei Positionen gibt: Opfer, Täter und Dritte, die sich als Retter bzw. Mittäter einmischen.  .
Interessanterweise sind die Beteiligten nicht auf eine Rolle festgelegt, wie man vielleicht erwarten würde. Tätsächlich wechseln die Mitspieler binnen Sekundenbruchteilen die Rollen, Opfer werden zu Tätern und Retter zu Opfern. Dieses Modell lässt sich auf viele Situationen in der Schule und im Privatleben übertragen.
 "Der Partyflirt" und "Der Verkehrsunfall" heißen zwei Rollenspiele, die Sie mit Ihren Schülern im Klassenraum spielen können.
Lohnend ist eine Videoaufzeichnung.

Weitere Themen sind: "Natürlich flippe ich aus, wenn Sie mir mein Handy wegnehmen!" und "Herr Sauer hat uns das gar nicht richtig beigebracht!" Im letzteren Fall geht es um eine Einladung ins Dramadreieck, der Sie kaum wiederstehen können werden...
7. Systemische Rollenspiele
Die in diesem Cartoon dargestellte Szene ist nicht in dem Buch enthalten. Hier spielte der Lehrer eine Szene aus seinem Unterricht mit einer Art Aufstellung nach.
Ein Beziehungssystem lässt sich räumlich mit einer sogenannten Aufstellung darstellen. Diese Methode wird in der Beratung von Schülern eher selten angewandt, da in der Regel mehrere Personen dafür benötigt werden. In Form eines systemischen Rollenspiels im Klassenverband bieten sich jedoch ansprechende Möglichkeiten, einzelne Elemente dieser Methode zu nutzen. Besonders eignet es sich für Konflikte, Entscheidungssituationen oder Fälle, in denen es um verschiedene Perspektiven geht.


Die Fälle heißen: "Erik wird während seiner Präsentation ausgelacht", "Wie Schüler ihre eigene Lösung finden" und "Ich möchte kein Schluffi mehr sein". Letzterer stellt die Methode des Beraters als Resonanzkörper vor, in welcher der Berater in die Schluffi-Rolle schlüpft und dadurch zusätzliche Informationen gewinnt. In "Ich kann mich zu nichts aufraffen" werden Elemente des Psychodramas kurz vorgestellt, in welchem eine Schlüsselszene des Problems nachgespielt und verstärkt wird, damit etwas Neues entstehen kann.

© Carl-Auer Verlag Wiesbaden, J. Pfannmöller, Der systemische Lehrer, 978-3-8497-0012-6 mit Illustrationen von Wes Molebash 98 Seiten, Kt, 3. Aufl. 2022 Erscheinungsdatum 16.12.2021.
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